Belastungsstörungen

Akute Belastungsstörung (ABS) und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Belastungsstörungen bei Kinder und Jugendlichen sind Reaktionen auf (für die Betroffenen nach subjektiver Einschätzung!) belastende Ereignisse. Belastungsstörungen können bei Kindern und Jugendlichen auftreten, wenn sie Zeuge oder Opfer eines Ereignisses werden, bei dem das eigene Leben oder das Leben anderer gefährdet scheint. Während dieser Ereignisse empfinden sie in der Regel große Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen. Jedoch entwickeln nicht alle Kinder eine Belastungsstörung (Stichwort: Resilienz). Zu potenziell traumatisierenden Ereignissen zählen Gewaltverbrechen, Verkehrsunfälle, Unfälle mit Verletzten, Brände, Kriege, Naturkatastrophen, aber auch Ereignisse wie Hundeangriffe. Bei jungen Kindern ist häusliche Gewalt die häufigste Ursache für eine Belastungsstörung. Die Schüler:innen müssen das Geschehen nicht selber miterlebt haben, um eine Belastungsstörung zu entwickeln.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer Belastungsstörung

Schwere des Ereignisses
Entstehung von körperlichen Verletzungen
Temperament des Kindes
Niedriger sozioökonomischer Status der Familie
Frühere Traumatisierungen (Gewalt in der Familie, Fluchterfahrung, …)
Dysfunktionale Familiendynamik
Psychiatrische Erkrankungen in der Familie
Fehlende Familie und fehlende soziale Unterstützung

Symptome einer Belastungsstörung

Anhaltende Intrusionen (Wiedererleben): zeigt sich z.B. anhand von Albträumen in der Nacht, aber auch an „Flashbacks“ während des Tages, auch ausgelöst durch mit dem Ereignis in Verbindung stehenden Gegebenheiten (z.B. Schreien durch Lehrpersonen)
Anhaltende Vermeidung (Vermeidungsverhalten): Schüler:innen vermeiden Aktivitäten (z.B. öffentlicher Verkehr kann nicht mehr genutzt werden, Liftfahren, ….), Situationen und Menschen
Anhaltende Arousal (Übererregung): Schüler:innen sind übertrieben wachsam auf Anzeichen von Risiken. Sie sind angespannt, neigen zu Nervosität und sind sehr schreckhaft. Schwierigkeiten zu entspannen, Einschlafschwierigkeiten und Konzentrationsprobleme können weitere Probleme sein.
Emotionale Taubheit: Schüler:innen wirken bedrückt und traurig. Sie verlieren ihr Interesse an sonst gemochten Aktivitäten
Schuldgefühle: das Ereignis nicht verhindert zu haben
Dissoziative Symptome: Losgelöstsein vom eigenen Körper

Zeitliche Differenzierung zwischen ABS und PTBS

Die Akute Belastungsstörung tritt unmittelbar nach dem Ereignis auf und dauert zwischen drei Tagen bis zu einem Monat.
Die Posttraumatische Belastungsstörung kann unmittelbar auf die ABS folgen oder aber auch erst ab ca. sechs Monaten nach dem Ereignis auftreten.

 

Behandlung

Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist eine psychotherapeutische und eine kinder-psychiatrische Behandlung indiziert.

(vgl. ICD-10)